Einsatz muss gewürdigt werden

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16.04.2020 Betriebsrat von HWK (früher SHW) für den Betriebsrätepreis 2020 vorgeschlagen

Königsbronn. Vor ziemlich genau einem Jahr sollte die SHW in Königsbronn infolge der dritten Insolvenz innerhalb von acht Jahren geschlossen werden. Das älteste Industrieunternehmen Europas wäre fast Geschichte gewesen. Dem Wirken des Betriebsrats rund um den ehemaligen Betriebsratsvorsitzenden Fred Behr ist es zu verdanken, dass der über 600-jährigen Traditionsbetrieb als Hüttenwerke Königksbronn (HWK) weiterbetrieben und viele Arbeitsplätze gesichert werden konnten. Für diesen herausragenden Einsatz hat sich der HWK-Betriebsrat nun für den Deutschen Betriebsrätepreis 2020 beworben.

Der Deutsche Betriebsrätepreis wird seit 2009 verliehen und zeichnet das Engagement und die erfolgreiche Arbeit von Betriebsräten aus, die sich nachhaltig für den Erhalt oder die Schaffung von Arbeitsplätzen oder für die Verbesserung der Arbeitsbedingungen in den Unternehmen einsetzen. Schirmherr ist Bundesarbeitsminister Hubertus Heil.

"Wir unterstützen die Bewerbung und könnten uns keinen besseren Preisträger vorstellen", erklärt Ralf Willeck, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Heidenheim. "Diese Mannschaft hat Krise um Krise überstanden und so vehement gekämpft, das war einfach unglaublich." Der HWK-Betriebsrat habe gewerkschaftliche Werte wie Solidarität mit Leben gefüllt. "Sie sind einfach drangeblieben, obwohl es aussichtslos aussah, haben sie nicht aufgegeben," so Willeck. "Es waren nicht Politiker, Banken oder Wirtschaftsexperten, die die Hüttenwerke gerettet haben. Der Zusammenhalt in der Belegschaft, die gelebte Solidarität und der überragende Einsatz des Betriebsrats haben diese Schließung in allerletzter Minute abgewendet."

Dies war gelungen, weil der Betriebsrat das Schicksal der Hüttenwerke selbst in die Hand genommen hat. In nächtelanger Arbeit hat das Gremium einen eigenen Geschäftsplan erstellt und ist mit diesen Zahlen selbst auf die Suche nach einem Investor gegangen. Tagelang telefonierten sie Banken, Kunden, Zulieferer und potentielle Interessenten ab. Der Tipp der IG Metall Baden-Württemberg brachte dann den Durchbruch, der Investor One Square Advisors war gefunden.

Den weiteren Verlauf aber nur von fremden Geldgebern abhängig machen, das wollte der Betriebsrat nicht. Das besondere Modell bei HWK: Auch die Beschäftigten sind Anteilseigner am Betrieb, ein Drittel der HWK ist in Arbeitnehmerhand. Dies wurde durch die Gründung einer GbR möglich, die der Betriebsrat organisiert hatte. Die GbR finanzierte die Geschäftsanteile durch Entgeltverzichte, die im Rahmen eines Sozialtarifvertrags Teil des Geschäftsplans waren.

Einen bitteren Beigeschmack hatte dieser Geschäftsplan jedoch. Nicht alle SHW-Beschäftigten konnten in die HWK untergebracht werden. Für diese Beschäftigten wurde ein Verein gegründet, der ihnen mit juristischen und finanzielle Unterstützungsangeboten unter die Arme griff. Auch sie zeigten sich in hohem Maße solidarisch: Um die Fortführung nicht zu gefährden, verzichteten sie auf Abfindungsklagen.
Auf der anderen Seite gab es Beschäftigte, die sofort wieder an ihren alten Arbeitsplatz bei HWK zurückgekehrt sind, obwohl sie mehrere Insolvenzen durchlitten und bereits einen neuen Arbeitgeber gefunden hatten. "Dieses Vertrauen in die Gemeinschaft und der Zusammenhalt über mehrere Krisen hinweg ist beispiellos und wäre ohne den Betriebsrat als zentralen Anker nicht denkbar gewesen," meint Maja Reusch, die seitens der IG Metall das Betriebsratsgremium bei der Bewerbung unterstützt hat. Der Erfolg des HWK-Betriebsrat mache Mut, gerade in unsicheren Zeiten.

Der Betriebsrat bei HWK schaut positiv in die Zukunft: Die HWK hat sich mittlerweile etabliert, die Produktion läuft trotz Corona-Krise gut, die Auftragsbücher sind für dieses Jahr voll, Bestellungen werden bereits auf das nächste Jahr geschoben. Es gab bereits einige Neueinstellungen, darunter bevorzugt frühere SHW-Beschäftigte.

Letzte Änderung: 21.04.2020