Zukunftsvertrag bei Voith

Die IG Metall vom Betrieb aus denken

13.03.2020 Sicherung von Beschäftigung plus Investitionen in Modernisierung und neue Produkte sind besser als betriebsbedingte Kündigungen und fantasieloser Sparkurs

Zu teuer, zu personalintensiv und zu unflexibel, so sieht der Arbeitgeber den Voith Standort Heidenheim.

Man habe viel zu viele Köpfe an Bord. Um diese abzubauen, müsse man über betriebsbedingte Kündigungen nachdenken. Außerdem muss zur Flexibilitätssteigerung, der bislang im Paket 2015 vereinbarte wöchentliche Flexrahmen von derzeit 2,5 auf zukünftig mindestens 3,5 Stunden erhöht werden.
Zusätzlich müssten Kosten gespart werden, weshalb bestehende 40-Stunden-Arbeitsverträge wieder auf 35-Stunden-Arbeitsverträge reduziert werden und die anstehende tarifliche Entgelterhöhung ausgesetzt werden muss.

Hört sich wie ein schlechter Witz an, ist aber keiner. Mit diesen Forderungen ging die Arbeitgeberseite bei Voith letztes Jahr in die Gespräche, in denen über eine mögliche Fortsetzung der Standortsicherungsvereinbarung von 2015 gesprochen wurde.

"Unter diesen Voraussetzungen war eine Fortführung für uns schlicht inakzetabel", erklärt Ralf Willeck, 1. Bevollmächtigter IG Metall Heidenheim. "Wir hatten von Voith mehr erwartet als Abbau, Kürzen und Sparen.
Wir wollten Fragen diskutieren wie z.B. was wird in Zukunft produziert und mit wem? Wo wird investiert, um Beschäftigung zu sichern und konkurrenzfähig zu bleiben? Wie bereitet sich Voith auf die Transformation vor?" so Willeck. Bei ernsthaften Antworten auf diese wichtigen Themen habe man als IG Metall und Betriebsrat immer Gesprächsbereitschaft signalisiert.

Nachdem diese roten Linien gezogen und geklärt waren, hatten sich die Verhandlungsparteien nach langwierigen Verhandlungen Ende 2019 auf wesentliche Eckpunkte geeinigt. So sollen bis März 2026 betriebsbedingte Kündigungen ausgeschlossen sein und es fließen Investitionen von rund 190 Mio. Euro in die Entwicklung neuer Produkte und in die Modernisierung des Standorts Heidenheim.

Wichtig war vor allem, dass die hierfür vom Arbeitgeber geforderten Beiträge der Beschäftigten deutlich unter dem liegen, was im altem Paket 2015 abverlangt wurde, dass diese eng an die zugesagten Investitionen gekoppelt sind und zum Ende wieder auf Null stehen.

"In Anbetracht der eingangs beschriebenen Forderungen des Arbeitgebers und der insgesamt angestrengten Lage bei Voith können wir mit diesem Ergebnis insgesamt doch zufrieden sein", so die Einschätzung von Willeck.
Nun kommt es darauf an, dass auch die Mannschaft bei Voith in Heidenheim diese Einschätzung mehrheitlich teilt.

Letzte Änderung: 11.03.2020