Kleine Kontroverse: Soziale Ungleichheit
Letzte Woche fand im Gewerkschaftshaus eine "Kleine Kontroverse", ein Vortrags- und Diskussionsabend, zum Thema "Soziale Ungleichheit - was der deutsche Wohlfahrtsstaat dagegen tun muss" statt.
Referent war Dr. Sasa Bosancic, der an der Uni Augsburg zum Thema lehrt und forscht. Viele Studien belegen, dass die Ungleichheit in Deutschland seit Jahren zunimmt - sowohl materiell, als auch immateriell. So geht die Schere zwischen
Arm und Reich immer weiter auseinander. Es geht aber nicht nur um die Vermögensschere, auch Bildungschancen und kulturelle Teilhabemöglichkeiten gehen immer weiter auseinander.
Der Wohlfahrtsstaat hat die Aufgabe, hier gegenzuwirken. Spätestens aber mit den Hartz-IV-Reformen hat der Wohlfahrtsstaat aber auch Instrumente gesetzt, die die Ungleichheit noch verstärken kann. Bosancic nennt beispielsweise
den durch Unternehmensberater auf Effizienz getrimmten Umbau des Arbeitsamt und der Jobcenter, Fallmanager sind aufgrund der hohen Zahl von "Kunden" überfordert, sowie die Einführung stigmatisierender und drangsalierender
Maßnahmen. Das alles führt nicht dazu, dass Menschen, die soziale Sicherung in Anspruch nehmen, nicht nur finanziell, sondern auch sozial einen Stempel aufgedrückt bekommen, der stigmatisiert.
Sasa Bosancic hatte in seiner Studie mehrere Vorschläge, wie der Wohlfahrtsstaat ohne größeren finanziellen Aufwand umgebaut werden könnte.
Äußerst angeregt lief im Anschluss die Diskussion ab. Welche Rolle können und müssen Gewerkschaften spielen, um einen sozial gerechten Wohlfahrtsstaat zu bilden, der soziale Ungleichheit nicht befördert, sondern bekämpft?
Letzte Änderung: 15.05.2017