Betriebsrätepreis für Demografieprojekt

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25.11.2015 Mit innovativer Qualifizierung gegen die Überalterung

Ältere Beschäftigte haben viel Erfahrung, von denen alle anderen profitieren...

...der Nachteil: Wenn sie ihr Wissen mit in den Ruhestand nehmen, ist es weg. Das kann zum Problem werden, wenn besonders viele ältere Kollegen in einem Betrieb arbeiten.

Betriebsräte für Qualifizierungskonzept

Dass etwas geschehen muss, dass es so nicht weitergehen kann, war für Martina Siedenberg von Anfang an klar. Die Fakten lagen ja allesamt auf dem Tisch: der hohe Altersdurchschnitt der Belegschaft einerseits, dazu die Tatsache, dass in den kommenden Jahren weit mehr Kolleginnen und Kollegen in Rente gehen werden als wahrscheinlich junge Menschen nachrücken werden.

"Bei uns im Betrieb gab es weder eine systematische Qualifizierung oder betriebliche Weiterbildung der Beschäftigten, noch einen geregelten Wissenstransfer", sagt die Betriebsratsvorsitzende von Benhil in Neuss; rund 150 Beschäftigte stellen hier Einschlagmaschinen für die Verpackung vor allem von Butter und Margarine her. "Was wir brauchten, das war ein innovatives Qualifizierungskonzept."

Für die Zukunft nicht ausreichend qualifiziert

Das ist schnell gesagt. Aber der Weg dahin ist weit. Und, auch das war Martina Siedenberg und ihren Mitstreitern vom Betriebsrat klar: zu bewältigen ist er nur, wenn die Beschäftigten ihn mitgehen und mitgestalten. Das haben sie getan. Äußerst erfolgreich.

"Zu Beginn haben wir einen ersten Fragebogen verteilt, wir wollten von den Kollegen wissen, wie sich ihre Anforderungen mit der Zeit verändert haben und ob sie das Gefühl haben, ausreichend qualifiziert zu sein."

Das Ergebnis war beeindruckend. Und zugleich bestürzend. 86 Prozent der Beschäftigten beteiligen sich an der Umfrage. Und fast alle von ihnen, exakt 70 Prozent, gaben an, sie fühlten sich für die Zukunft nicht ausreichend qualifiziert.

Welche beruflichen Weiterbildungen notwendig sind

In einem zweiten Schritt gab es Fokusgruppengespräche mit den Kolleginnen und Kollegen, in denen es dem Betriebsrat darum ging, möglichst viele konkrete Anhaltspunkte über die Defizite in der Qualifizierung bei Benhil zu sammeln.

"Wir wollten herausfinden, welche beruflichen Weiterbildungen notwendig sind." Martina Siedenberg und ihre Mitstreiter präsentierten die Auswertung der Belegschaft und der Geschäftsführung. Der blieb nichts anderes übrig als einzugestehen, dass sie bei Benhil dringend ein umfassendes Qualifizierungskonzept brauchen.

Noch nicht am Ende des Weges

Dieses Konzept entwickeln Betriebsrat und Geschäftsführung mittlerweile gemeinsam. Dazu haben sie eine paritätische Kommission gegründet und mit einem externen Berater mögliche erste Ansätze für ein nachhaltiges Qualifizierungskonzept entwickelt.

"Wir sind noch nicht am Ende unseres Weges", sagt Martina Siedenberg. "Aber die Richtung stimmt, das Ziel ist sichtbar."

Letzte Änderung: 25.11.2015