Trendwende bei Ausbildungsplatzsuche?
Im September und Oktober beginnen wieder hunderte junge Menschen ihre berufliche Ausbildung in von der IG Metall Heidenheim betreuten Betrieben. Es zeigt sich, Tarifbindung ist ein Standortvorteil für die Fachkräftesicherung von Unternehmen.
Trendwende der Ausbildungsplatzsituation?
Gab es vor einigen Jahren noch zu wenige Ausbildungsstellen für zu viele Bewerber, hat sich dieser Trend mittlerweile umgekehrt: im Landkreis Heidenheim suchten in diesem Jahr knapp 800 Jugendliche einen Ausbilder, fast 900 Stellen
sind aber zu besetzen. Diese Situation deckt sich mit der im gesamten Bundesgebiet und spitzt sich sogar zu. Nach einer Studie des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) gibt es in Westdeutschland fast neun Prozent mehr unbesetzte Stellen
als im letzten Jahr.
Standortvorteil Tarifvertrag
Nachgefragt sind sie, die Ausbildungsgänge der Heidenheimer Industrie: Industriekauffrau, Bürokaufmann, Zerspanungs- und Industriemechaniker, allesamt Ausbildungsberufe der Industrie, stehen bei den jungen Ausbildungssuchenden
überproportional hoch im Kurs. "In den Berufsstartergesprächen nennen mir Jugendliche als Entscheidungsgrund für das jeweilige Unternehmen sehr oft die besseren Arbeits- und Ausbildungsbedingungen, die dort auch aufgrund
der Tarifbindung vorherrschen", sagt Maja Reusch, Gewerkschaftssekretärin für Jugend bei der IG Metall Heidenheim. "Die Jugendlichen tauschen sich natürlich untereinander aus und wissen deshalb ganz genau, welcher
Ausbilder was bietet. Und wer die Wahl hat, entscheidet sich für das beste Angebot." Die Bewerberzahlen belegen, Industrie und industrienahe Handwerksbetriebe haben keine Schwierigkeiten, Nachwuchskräfte zu finden.
Anders sieht das im Einzelhandel, in vielen Dienstleistungsbranchen und Handwerksbereichen aus. Dort sind noch viele Stellen frei, allein das Stellenportal der Agentur für Arbeit belegt das. Fraglich ist, ob Betriebe genug tun, um
junge Menschen für und in der Ausbildung zu qualifizieren.
Denn trotz der für Bewerber positiven Ausgangslage landen noch immer viele junge Menschen in Maßnahmen des sogenannten "Übergangssystems" - laut DGB-Studie 257.600 im Jahr 2013 - obwohl die meisten von ihnen nur einen
Ausbildungsplatz und keine Maßnahmen benötigen. Und noch immer haben 1,33 Millionen junge Menschen zwischen 20 und 29 Jahren keinen qualifizierenden Berufsabschluss - das sind 13,5 Prozent der Altersgruppe.
Fachkräftemangel! Wirklich?
Paradox, findet das Maja Reusch, denn es gäbe viele Betriebe, die über Fachkräftemangel klagten, aber zu wenige, die diese jungen Menschen selbst dahin qualifizieren, dass sie eine gute Ausbildung abschließen
können.
Das Thema Bildung und gute Arbeit stehe bei jungen Menschen hoch im Kurs: "Für junge Menschen ist eine qualitativ hochwertige Ausbildung sehr wichtig, aber auch die Arbeitsbedingungen sowie Perspektiven, die Betriebe bieten", so
Maja Reusch.
Letzte Änderung: 21.08.2014