Heidenheimer Gießerei - ein Jahr danach
Ein Jahr ist es nun her, dass die Heidenheimer Gießerei durch Insolvenz den Betrieb aufgegeben hat. 125 Beschäftigte haben damals ihren Arbeitsplatz verloren. Was ist seitdem mit den Gießerei-Beschäftigten geschehen? Wir geben einen Überblick.
Fast alle der 125 Beschäftigten der Heidenheimer Gießerei waren sehr gut ausgebildete Spezialisten. Ein Viertel war in der Verwaltung angestellt, 75 Prozent im Gießereibetrieb, den Großteil davon bildeten
Gießereimechaniker. Aufgrund verschiedener Anpassungsmaßnahmen in früheren Zeiten war das Durchschnittalter der Belegschaft mit 48 Jahren etwas höher als in anderen Unternehmen. Gerade für die älteren,
hochspezialisierten Gießereifacharbeiter dürfte es besonders tragisch gewesen sein, den langjährigen Arbeitsplatz völlig unverschuldet zu verlieren.
Die meisten haben wieder eine Arbeitsstelle gefunden, einige haben das Rentenalter erreicht, eine Handvoll bildet sich weiter. Diese positiven Nachrichten können aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass noch immer mehr als
jeder Vierte keine neue Stelle gefunden hat. "Tatsächlich suchen vor allem die über 50-jährigen Kollegen noch Arbeitsplätze", sagt Willi Wolf, ehemaliger Betriebsratsvorsitzender der Heidenheimer Gießerei. "Ich
habe nachweislich den Eindruck, dass ältere Beschäftigte keine Chance bei Einstellungsgesprächen haben - egal wie qualifiziert, engagiert und flexibel sie sind." Willi Wolf war selbst 44 Jahre als Modelltischler in der
Heidenheimer Gießerei tätig. Das jähe Ende seines Ausbildungsbetriebs und die schwierige Situation seiner arbeitssuchenden Kollegen beschäftigen ihn sehr. Er steht in ständigem Kontakt zu vielen ehemaligen
Kollegen, dadurch hat er einen guten Überblick, wer wo untergekommen ist - und wer nicht. Durch seine langjährigen Kontakte über die IG Metall haben 20 Gießereimechaniker in der Daimler-Gießerei am Standort
Mettingen einen unbefristeten Arbeitsplatz bekommen. Weitere zehn Beschäftigte sind in gießereinahen Betrieben in der Nähe in ihrem alten Beruf wieder tätig. Der Großteil ist aber berufsfremd untergekommen, zum
Beispiel im Containerbau oder als Bandarbeiter bei Osram oder BSH.
Auch Willi Wolf arbeitet nicht mehr als Modelltischler. Er ist seit Anfang des Jahres als Gewerkschaftssekretär bei der IG Metall tätig und berät mit seiner langjährigen Erfahrung Mitglieder und Betriebsräte im
Handwerksbereich.
"Es ist ein Trauerspiel, dass diese spezialisierte Industriesparte in Heidenheim begraben wurde", schließt Willi Wolf. "Ich hoffe, dass sich diese Ereignisse nicht in anderen Betrieben, z.B. bei SHW, in diesem Ausmaß
wiederholen."
Letzte Änderung: 06.08.2014