Es reicht hinten und vorne nicht

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10.10.2013 Zukunftsperspektiven einer jungen Leiharbeiterin

Viele junge Menschen klotzen richtig ran, trotzdem bleiben eine sichere Arbeit und ein auskömmlicher Verdienst ein Wunschtraum. Wie das Leben aus dem Lot geraten kann, erzählt eine junge Mutter und Leiharbeiterin.

Birgit Stein (Name von der Redaktion geändert) ist seit vier Monaten Mutter eines Sohnes. Bevor sie schwanger wurde, war sie Leiharbeiterin bei BMW in Dingolfing.

Als sie vergangenes Jahr schwanger wurde, hat der Verleihbetrieb, bei dem sie angestellt ist, die Firma Randstad, sie nach Hause geschickt.

Nach der Erkrankung in die Leiharbeit

Birgit Stein hat das Handicap, dass sie keine abgeschlossene Ausbildung vorweisen kann. In der Ausbildung kam etwas völlig Unerwartetes dazwischen. Sie erkrankte an Lymphknotenkrebs. Es folgten Krebstherapie und Reha, gezwungenermaßen brach sie die Ausbildung ab.

Als sie gesundheitlich wieder hergestellt war, geriet sie in die Mühlen der Leiharbeit, weil sie Geld brauchte. Über den Verleiher Randstad kam sie zu BMW nach Dingolfing. Zwei Jahre arbeitete sie bei dem Autohersteller und war nicht unzufrieden. Immerhin brachte ihr der Job 1400 Euro netto.

Jetzt aber muss sie von 805 Euro Elterngeld im Monat leben. Nun rächt sich das niedrige Lohnniveau einer Leiharbeiterin. Denn das Elterngeld beträgt 67 Prozent vom Nettolohn, was im zurückliegenden Jahr durchschnittlich verdient wurde. "Was ich jetzt bekomme, reicht vorne und hinten nicht", klagt die junge Mutter.

Schichtarbeit mit Kind geht nicht

Der Zeit, wenn in ein paar Monaten das Elterngeld ausläuft, sieht sie erst recht mit mulmigem Gefühl entgegen. Sie würde unglaublich gerne wieder bei BMW arbeiten, aber der Zwei-Schicht-Betrieb ist für sie mit dem Kind nicht machbar. Mental stellt sie sich darauf ein, dann von Hartz IV leben zu müssen.


Fragmentierte Lebensläufe junger Menschen wie bei der jungen Mutter häufen sich. Unsichere Beschäftigungen sind an der Tagesordnung. Gut ein Drittel aller jungen Menschen sind von sogenannter prekärer Beschäftigung betroffen.

Prekär bedeutet unsicher, instabil, mit ungewissen Aussichten. Ein dauerhafter Arbeitsplatz in einem Unternehmen, wo man gelernt hat, dann Berufserfahrung sammelt und wo man viele Jahre vielleicht sogar bis zur Rente arbeitet, bleibt für viele ein Traum.

Psychisch stark belastet

Verständlicherweise fassen viele junge Menschen ihre eigene Lebensplanung da mit spitzen Fingern an. Statt bei den Eltern auszuziehen und eine eigene Wohnung zu nehmen, bleiben sie wegen knapper Kasse im "Hotel Eltern" wohnen. Sich an einen Lebenspartner zu binden und Kinder in die Welt zu setzen, verschieben viele auf später.

In der TNS-Infratest Studie, die die IG Metall seit 2009 regelmäßig durchführt, um die Einschätzungen junger Menschen zu erfragen, geben neun von zehn Beschäftigten an, dass die unsichere Arbeitsplatzsituation über längere Zeiträume zu psychischen Belastungen führt.

Die Studienergebnisse stützen die IG Metall in ihrer Forderung an Politik und Unternehmen. Die Verhältnisse für junge Menschen müssen wieder ins Lot kommen. Die Lage fördert Politikverdrossenheit und Wahlenthaltung der jungen Generation.

Es ist jetzt Zeit für einen Kurswechsel und für eine neue Ordnung auf dem Arbeitsmarkt.

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Sozialer Aufstieg?

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IG Metall Studie Junge Generation 2013

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Letzte Änderung: 10.10.2013