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14.08.2013 Mehr als jeder neunte Baden-Württemberger hat einen Nebenjob

Gut jeder neunte ordentlich Beschäftigte in Baden-Württemberg war im Jahr 2012 gleichzeitig auch ein Nebenjobber. Mit einem Anteil von 11,2 Prozent Nebenjobbern an allen sozialversicherungspflichtig Beschäftigten liegt Baden-Württemberg an der Spitze aller Bundesländer. Die Zahl der Arbeitnehmer, die neben ihrer sozialversicherungspflichtigen Hauptbeschäftigung noch einen weiteren Job ausüben, verdoppelte sich im Land seit der gesetzlichen Neuregelung der Minijobs im Jahr 2003 bis zum Jahr 2012. 2003 hatten knapp 220.000 Arbeitnehmer noch einen zweiten Job, 2012 waren es schon mehr als 457.000. Die Minijobs haben weit stärker zugenommen als die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung. Das ergab eine Analyse des Statistischen Landesamts.

Für die Explosion der geringfügig entlohnten Zweitjobs in Baden-Württemberg macht der DGB neben gesetzlichen Erleichterungen bei den Minijobs die zunehmende Ausbreitung des Niedriglohnsektors und die hohen Lebenshaltungskosten verantwortlich. 18 Prozent aller Beschäftigten in Baden-Württemberg arbeiten nach Angaben des DGB im Niedriglohnsektor. "Es ist höchste Zeit für einen flächendeckenden gesetzlichen Mindestlohn und eine Trendumkehr bei den Niedriglöhnen", forderte der DGB-Landesvorsitzende Nikolaus Landgraf. "Der DGB fordert außerdem eine Reform der Minijobs, um den massenhaften Missbrauch mit diesen Kleinstarbeitsverhältnissen durch die Arbeitgeber einzugrenzen." Landgraf wies auch auf die negativen Folgen dieser Entwicklung für das Familienleben hin: "Wer von Job zu Job hetzt, hat keine Zeit mehr für seinen Lebenspartner und seine Kinder. Arbeit darf nicht das ganze Leben bestimmen."

Laut Statistischem Landesamt arbeiteten gut 70 000 - und damit die meisten sozialversicherungspflichtig Beschäftigten mit Nebenjob - 2012 in ihrem Zweitjob im Handel, gefolgt von den sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungen, wo rund 64 000 Nebenjobber, vor allem in der Gebäudereinigung, tätig waren. Auch im Verarbeitenden Gewerbe, dem Gastgewerbe und dem Gesundheits- und Sozialwesen übten jeweils mehr als 42 000 Arbeitnehmer zusätzlich zu ihrer Hauptbeschäftigung noch mindestens einen Minijob aus. 14 Prozent der Frauen und 9 Prozent der Männer hätten noch einen Nebenjob.

Letzte Änderung: 12.08.2013