DGB Podiumsdiskussion zur Bundestagswahl
Ziel des Abends: Wer vertritt tatsächlich die Interessen der Beschäftigten?
Der DGB hatte gestern Gewerkschaftsmitglieder zur Podiumsdiskussion mit den Kandidatinnen und Kandidaten des Wahlkreises Heidenheim-Aalen Claudia Sünder (SPD), Dieter Köhler (Die Linke), Wilfried Huber (FDP) und Margit Stumpp
(Grüne) eingeladen. Für die CDU war Michael Kolb gekommen, der den Bundestagsabgeordneten und Kandidaten Roderich Kiesewetter vertreten hatte.

Schwerpunkte des Abends im Eugen-Loderer-Altenzentrum waren die "Neue Ordnung des Arbeitsmarktes" sowie die "Solidarische Alterssicherung".
Nach einer Begrüßung von Lillo Chianta, DGB-Regionssekretär, und einer Einleitung der Diskussion durch den DGB-Kreisvorsitzenden Hans-Jörg Napravnik, führte Gewerkschaftssekretärin Maja Reusch durch den Abend.
Gefordert: Neue Ordnung des Arbeitsmarkt?!
Besonders heiß wurde die Frage "was ist gute Arbeit eigentlich und was soll sie uns wert sein?" diskutiert. Dass viele Menschen das Vertrauen in die Politik verloren haben, haben vor allem die Vertreterinnen von Rot-Grün
gespürt. Margit Stumpp und Claudia Sünder mussten immer wieder betonen, dass frühere Reformen wie die Agenda 2010 zur damaligen Zeit zwar im Prinzip richtig waren, dass aber einige Punkte dringend überarbeitet werden
müssen. Man habe viel Glas zerbrochen, den Schulterschluss zur Gewerkschaft aber nun wieder gefunden, freute sich Sünder. So richtig an eine Läuterung glauben, das wollte das Publikum aber nicht.

Nachdem ein Leiharbeiter von seinem Arbeitsleben erzählte und eine von der IG Metall durchgeführte Unterschriftenliste übergab, bei der sich über 1000 Heidenheimer für eine Regulierung der Leiharbeit und gleiches Geld für gleiche Arbeit ausgesprochen hatten, explodierte die Stimmung. Sowohl SPD und Grüne gaben hier Fehler zu und sprachen sich für eine strikte Eingrenzung der Leiharbeit aus. Die Linke will sie nach einer Übergangszeit ganz verbieten. Nach Ansicht der FDP hingegen gebe es hier kein Problem, das der Staat zu regeln habe und auch ein Mindestlohn von 8,50 EUR würde im reichen Baden-Württemberg nicht greifen und weder Leiharbeitsbeschäftigten noch sonstigen Arbeitskräften wirklich helfen. Michael Kolb von der CDU zeigte sich persönlich betroffen, konnte aber keine befriedigende Lösung aufzeigen - zumindest nicht nach Ansicht der Besucher.

Wann kommt die solidarische Alterssicherung wieder?!
Ebenfalls wurde das Thema Alterssicherung äußerst kontrovers diskutiert. Margit Stumpp erklärte, dass man sowohl bei der Renten- als auch der Krankenversicherung den Kreis der Einzahler um Selbstständige, Gutverdiener
und Beamte erweitern müsse. Die Forderung Einzelner, ein bedingungsloses Grundeinkommen zu schaffen, lehnte sie wie auch Claudia Sünder ab. Die Rente mit 67 werde man aber weiterverfolgen.
Wilfried Huber war sich von Anfang an sicher, dass er sich am Abend keine Freunde machen werde. Er zeigte klar auf, dass es aufgrund der demografischen Entwicklung mit der FPD keine Erhöhung der Rente und auch kein Zurück zur Rente mit 65 geben werde.
Michael Kolb zeigte auch hier leider keine klare Kante der CDU. Jedes Arbeitsleben sei individuell und somit müsse auch die Rente und der Eintritt individuell gestaltet werden. Das sei aber seine persönliche Meinung und nicht die Position der CDU.
Dieter Köhler von der Linken formulierte hier schon deutlicher, was für ihn und seine Partei eine gute Rente ausmache: Ein auskömmliches Einkommen im Arbeitsleben bringe auch gute Rente hervor. Zudem forderte er, dass das Rentenniveau wieder auf 53% angehoben werden müsse. Finanziert könne dies dadurch werden, indem die Gelder der privaten Vorsorge in die staatliche Rente zurückgeführt würden.
Insgesamt ging es bei der Podiumsdiskussion hoch her, die Besucher beteiligten sich mit vielen, teils auch äußerst kritischen Fragen. Die Zeit war fast zu kurz, noch einige Fragen hätten die Besucher gerne beantwortet gehabt.
Letzte Änderung: 16.07.2013