Beschäftigte zweiter Klasse!
Mit persönlichen Einblicken in ihr Arbeitsleben machten Leiharbeitsbeschäftigte und IG Metall in der Innenstadt auf die schwierige Situation der Leiharbeit aufmerksam. Viele Passanten zeigten sich betroffen und unterstützten die Forderung, dass die Politik Leiharbeit wieder stärker regulieren muss.

"Hi Du Depp halt dich bereit für mies bezahlte Leiharbeit - diese Politik beleidigt uns alle", über dieses Plakat empörte sich so mancher am Samstag auf dem Eugen-Jaekle-Platz. Allerdings reduziere dieser Spruch die Situation vieler Leiharbeiter aufs Wesentliche, meint Leiharbeiter Michael Schmid.* Ziegler, Voith, Edelmann, BSH... bei zahlreichen namhaften Unternehmen war der gelernte Mechaniker in den letzten Jahren schon tätig - nur in Leiharbeit habe er als Endfünfziger noch Arbeit gefunden. An eine Festanstellung glaubt er nicht mehr. Und an eine gute Rente im Alter schon gar nicht, denn wer weniger verdient als Festangestellte, der zahlt auch weniger in die Sozialsysteme ein. Die Probleme von Leiharbeitsbeschäftigten sind vielschichtig - und von der Politik anscheinend billigend in Kauf genommen.
"Wir haben zwar mit unseren Tarifverträgen und den Branchenzuschlägen schon einiges für die Kollegen erreicht, aber wir stoßen regelmäßig an gewisse Grenzen, die uns die Gesetzeslage aufgibt", so Ralf Willeck, Geschäftsführer der IG Metall Heidenheim. Bei vielen Betroffenen käme das Lohnplus nicht an, weil Leiharbeitsfirmen z.B. Facharbeiter gezielt in ihrer Lohnklasse abgruppiert oder bei Produktionskräften Ringtausche eingerichtet hätten, um so die Branchenzuschläge so klein wie möglich zu halten.

Die Forderung der IG Metall ist deutlich: "Die Regierung muss endlich klare Regeln schaffen. Dazu gehört unter anderem, das Arbeitnehmerüberlassungsgesetz, das die Leiharbeit regelt, zu ändern. Die Regierung muss den Grundsatz "gleiches Geld für gleiche Arbeit" ins Gesetz schreiben - und zwar ohne Wenn und Aber. Außerdem gehört das Synchronisationsverbot wieder aufgenommen und - ganz wichtig - die Begrenzung von Leiharbeit", so Willeck.
Mit dieser Forderung kam die IG Metall am Wochenende auf dem Eugen-Jaekle-Platz gut an. Zahlreiche Passanten zeigten sich von den Schilderungen der Leiharbeitsbeschäftigten erschüttert und unterschrieben eine Proklamation, die die IG Metall den Bundestagskandidaten des Wahlkreises übergeben wird. Auch viele Kolleginnen und Kollegen aus den Betrieben hatten sich beteiligt. Innerhalb kurzer Zeit waren rund 1000 Unterschriften zusammengekommen.
Die IG Metall und alle organisierten Leiharbeitsbeschäftigten danken Allen herzlich für die Anteilnahme und Unterstützung.
*Um unsere Leiharbeitskollegen vor Repressalien seitens des Arbeitgebers zu schützen, haben wir den Namen geändert und keine Fotos von ihnen veröffentlicht.
Letzte Änderung: 15.07.2013