Gleiche Arbeit?! Gleiches Geld!!
21. März = Equal Pay Day
In Deutschland verdienen Frauen durchschnittlich 22 Prozent weniger als Männer in der Stunde. Auf das Jahr gerechnet bedeutet das, dass Frau bis zum 21. März länger arbeiten muss, um dasselbe Jahresgehalt wie Mann zu verdienen.

Mit einer Aktion für mehr Entgeltgerechtigkeit auf dem Eugen-Jaekle-Platz machten die IG Metall Heidenheim auf diese Situation aufmerksam.
Baden-Württemberg ist trauriges Schlusslicht
Mit einer durchschnittlichen Lohnlücke von 22 Prozent rangiert Deutschland im OECD-Vergleich auf dem traurigen drittletzten Platz. In Baden-Württemberg ist die Situation sogar noch schlimmer. Das Musterländle bildet deutschlandweit das Schlusslicht: Frauen erhalten hier sogar 28 Prozent weniger in der Stunde als Männer. Das Sätzle "Wir können alles außer hochdeutsch" müsste also den Anhang "außer hochdeutsch und Lohngerechtigkeit" bekommen.
Verschiedene Gründe führen zur Lohnlücke
Die Gründe für diese Entwicklung sind vielfältig: Frauen leisten den Löwenanteil bei Familien- und Hausarbeit, viele nehmen infolgedessen Brüche in ihrem Erwerbsleben in Kauf. Jede zweite Frau arbeitet in Teilzeit oder anderen atypischen Beschäftigungsverhältnissen, die nur geringe Karrierechancen bieten. Weiterhin ergreifen Frauen häufiger Berufe, die schlechter bezahlt werden. Aber auch bei gleichem Beruf und gleicher Berufserfahrung beträgt die Lohnlücke fast zehn Prozent.
Gleiche Arbeit? Dann auch gleichgroßes Stück Kuchen!
Die Frauen der IG Metall Heidenheim finden, dass es höchste Zeit ist, etwas gegen diese Ungerechtigkeit zu unternehmen und verliehen ihrem Ärger am heutigen Equal Pay Day auf dem Eugen-Jaekle Platz Ausdruck. Wer gleiche Arbeit leistet, sollte das gleiche Geld dafür bekommen. "Wir fordern nichts anderes, als ein gleichgroßes Stück vom Kuchen", erklärt Susi Weiss, Betriebsrätin bei Pfisterer, Gussenstadt. Und deshalb verteilten sie und weitere IG Metall Frauen am heutigen Equal Pay Day Kuchen an Frauen, die ihre Mittagspause auf dem Eugen-Jaekle-Platz verbrachten. Ziel der Aktion war, einen Erfahrungsaustausch zwischen Frauen und Kolleginnen anzuregen, über die aktuelle Situation aufzuklären und darüber zu diskutieren.
Viele Frauen erzählten von ihren Erfahrungen mit Diskriminierung, die es auch in tarifgebundenen Unternehmen gibt. "Männer werden bei uns in der Regel unbefristet eingestellt, Frauen hingegen häufig befristet. Ich könne ja schwanger werden war die Begründung bei mir", berichtete eine junge Frau, die bei einem großen Unternehmen in Oberkochen angestellt ist. Früher musste man sich viele Rechte hart erkämpfen, heute gehe Diskriminierung aber viel versteckter vor sich, so dass man sich schlechter wehren könne, ergänzte eine Passantin.
Mentalitätswandel in Politik und Gesellschaft
"Wir Frauen sind heute genauso gut, wenn nicht sogar besser ausgebildet als Männer. Die Chefetagen werden aber noch immer von Männern dominiert. Die Datenlage beweist, solange Unternehmensentscheidungen fast ausschließlich von Männern getroffen werden, solange wird es auch Diskriminierung von Frauen geben", sagt Maja Reusch, Frauensekretärin der IG Metall. Die Gewerkschafterin ist sich sicher, mit einer verbindlichen Quote für mehr Frauen in Führungsebenen sowie gesetzlichen wie betrieblichen Regelungen, die die Vereinbarkeit von Familienarbeit und Beruf möglich machen, könne die Lohnlücke verkleinert werden.
Das alleine reiche aber nicht aus. "Wir brauchen auch einen Kulturwandel. Kinder haben zwei Elternteile, Männer wollen und sollten stärker bei der Kindererziehung und Pflege einbezogen werden", so die Gewerkschafterin. Nicht
zuletzt räche sich der unentgeltliche Einsatz für die Familie nämlich im Alter. Wer 22 Prozent weniger verdient, zahlt auch weniger in die Rentenkassen ein. Das ist unter anderem der Grund, warum Frauen viel stärker
von Altersarmut bedroht sind.
Die Aktion der Gewerkschafterinnen kam gut an. In weniger als zwei Stunden hatten sie über 300 Kuchen an Frauen verteilt und zu mindestens genauso vielen heiße Diskussionen angeregt - trotz andauernden Schneeregens und Kälte. "Ziel erreicht", freut sich Brigitte Milde, Betriebsrätin bei Hartmann und Vorsitzende des Frauenausschusses der IG Metall.
Letzte Änderung: 22.03.2013