Pressemeldung vom 18.03.2011

IG Metall

19.03.2011 IG Metall Heidenheim: Arbeitslosigkeit geht zurück, Langzeitarbeitslosigkeit bleibt

Die erhoffte Frühjahrsbelebung hat auch den Arbeitsmarkt im Kreis Heidenheim erreicht, zumindest ist dies statistisch der Fall. Der erfreuliche Rückgang der Arbeitslosigkeit verdeckt aber das eigentliche Problem unserer Region, die Langzeitarbeitslosigkeit.

Im Rahmen der Hartz-Gesetzgebung schuf die damalige Bundesregierung das neue System der JOB-Center, in der Hoffnung, die Langzeitarbeitslosigkeit wirksamer bekämpfen zu können. Kritiker der damaligen Regelung, die anmerkten, dass mit der Schaffung eines "zweiten Arbeitsamtes" die Schwierigkeiten nicht kleiner werden, haben leider Recht behalten.

Im Kreis Heidenheim sinkt die Zahl der Arbeitslosen, die von der Arbeitsagentur in der Ploucquetstraße betreut werden, deutlich, im Jahresvergleich um 23 Prozent. Es gelingt offensichtlich, gemeldete Arbeitslose schnell wieder in eine Beschäftigung zu bringen. Kritisch zu vermerken ist dabei, dass fast 50 % in Leiharbeit vermittelt werden, also in prekäre Arbeitsverhältnisse.

Ganz anders sieht die Bilanz im sogenannten Rechtskreis SGB II aus, dem Bereich der Langzeitarbeitslosen. Im Jahresvergleich ist die vom JOB-Center betreute Zahl von Arbeitslosen sogar leicht angestiegen. Zu kritisieren, dass dort schlecht gearbeitet würde, wäre sicher ungerecht, da im Kreis der Langzeitarbeitslosen deutlich mehr Menschen mit Handicaps zu betreuen sind. Dennoch ist jetzt der Zeitpunkt gekommen, um eine kritische Bilanz zu ziehen und für die kommenden Monate Überlegungen anzustellen.

Welche Alternativen gibt es? Eine Alternative wäre das Bekenntnis zur Notwendigkeit eines 2. Arbeitsmarktes. Hier könnte sozialversicherungspflichtige Beschäftigung von Trägern angeboten werden, die nicht gewinnorientiert arbeiten.

Modelle hierfür gab es bereits in der Vergangenheit, denken wir nur an die Bildungs- und Beschäftigungsinitiativen. So könnten auch Beschäftigte mit Handicaps sinnvoll und menschenwürdig beschäftigt werden. Erforderlich wären hier mindestens 100 - 150 Platze für den Kreis Heidenheim.

Weiter müsste abseits der Leiharbeit über ein Fördersystem nachgedacht werden, das mehr Beschäftigung, vor allem Qualifizierung bzw. Hinführung in den betrieblichen Alltag für Langzeitarbeitslose, mit sich bringt. Und drittens müssten öffentliche Träger, also Städte, Gemeinden und ähnliche Institutionen, wie dies früher üblich war, wieder verstärkt Beschäftigte aus der Langzeitarbeitslosigkeit aufnehmen, indem ausgegliederte Leistungen zurück geholt werden. Diese Stellen wurden in vielen Gemeinden und Städten über Jahre wegrationalisiert. Dieser Anspruch muss auch für private Arbeitgeber gelten. Bei vielen Firmen war dies früher selbstverständlich.

Wenn alle, die guten Willens sind, sich einbringen, könnte jetzt in einer Phase des Aufschwung gelingen, die im Kreis Heidenheim zu hohe Langzeitarbeitslosigkeit deutlich abzubauen.

Letzte Änderung: 27.07.2011