PRESSEMITTEILUNG
Im März 2024 hat der TDK-Konzern den Betriebsrat am Standort Heidenheim darüber in Kenntnis gesetzt, dass das Unternehmen eine Betriebsänderung plant und Heidenheim zu einem Kompetenzzentrum für die Entwicklung
umbauen möchte.
Der Großteil der Fertigung soll in "Best-Cost-Länder" wie China und Ungarn verlagert werden, um kostengünstiger zu produzieren und damit wettbewerbsfähig zu sein. Getrieben sei dieses Projekt, dem das Unternehmen den
Projektname "Henry" gegeben hat, durch den starken Preisdruck im rückläufigen Markt, sowie dem Wechselkurs zum japanischen YEN.
Der Arbeitgeber hat die Beschäftigten kurz nach der Betriebsratsinformation in einer Mitarbeiterversammlung über das geplante Projekt und den damit einhergehenden Verlust von ca. 300 Arbeitsplätzen am Standort Heidenheim,
informiert. Der Betriebsrat hat nach Verkündung der Planung die IG Metall mit ins Boot geholt, einen Rechtsbeistand und das arbeitnehmernahe Wirtschaftsinstitut, das "INFO-Institut", mit Sitz in Saarbrücken und Köln,
beauftragt. In vielen Gesprächen mit Fachkundigem Personal wurden die Zahlen, der Markt, und die Gefahren und Risiken für die Umsetzung eines solchen Projekts validiert. Im Gutachten hat das INFO-Institut Handlungsbedarf
festgestellt, jedoch bei weitem nicht in diesem Umfang und für alle Produkte. Auf Grundlage der zur Verfügung gestellten Daten und der "Expertengespräche" hat das INFO gemeinsam mit dem Betriebsrat, der IG Metall und dem
juristischen Beistand, Frau Dr. Andreja Schneider-Dörr von Kollektiv Kraft" ein Alternativkonzept erarbeitet und dem Arbeitgeber am 24.07.2024 vorgestellt. Dieses beinhaltet einen Abbau von ca. 50 Arbeitsplätzen, einer
Straffung der Struktur, wie auch einem anderen Produktmix, um eine Fixkostendegression zu erreichen. Weiter gab es ein konkretes Angebot seitens der IG Metall, mittels eines Zukunftstarifvertrags, temporäre Einschnitte
(Mitarbeiterbeiträge und zeitliche Flexibilisierung) in den Tarifvertrag zu ermöglichen, um die Wirtschaftlichkeit kurzfristig wieder zu er-langen. In dieser Kombination wäre das Unternehmen bereits im kommenden
Geschäftsjahr wieder positiv.
Am 30.08.2024 fand ein weiteres Gespräch mit den Arbeitgebern statt. In diesem wurde den Arbeitnehmervertretern mitgeteilt, dass das Management das Alternativkonzept geprüft habe und in vielen Punkten anderer Auffassung ist.
Vor diesem Hintergrund hält der Arbeitgeber am Projekt Henry fest und fordert die Arbeitnehmer zu "raschen" Verhandlungen auf.
Für die Arbeitnehmer ist das Vorgehen des Arbeitgebers nicht nachvollziehbar. Es liegt ein konkreter Vorschlag vor, in dem sich die Mitarbeiter beteiligen, um am Standort wirtschaftlich produzieren zu können. Für den Betriebsrat ist es eine krasse Klatsche, dass der Arbeitgeber, wider besseren Wissens, seine Pläne umsetzen wird. Nach aktueller Planung beträgt der Amortisationszeitraum 5 Jahre, wohlgemerkt ohne die Kosten, die ein Interessenausgleich und Sozialplan nebst zusätzlichen Halteprämien mit sich bringt. Durch diese Kosten verschiebt sich der Return on Invest deutlich (um Jahre) weiter nach hinten, was nicht sinnvoll und nachvollziehbar ist. Eine so langfristige Planung in einem derart volatilen Markt, behaftet mit geopolitischen Risiken, ist nicht nachvollziehbar. Man kann sich nicht vom Ein-druck frei machen, dass das Top-Management in Deutschland, die vermeintlich bessere Planung der Arbeitnehmer und Ihrer Berater, nicht nach Japan melden möchte.
Für die Arbeitnehmervertreter und ihre Berater ist klar, dass Sie diese Entscheidung nicht einfach hinnehmen werden.
Tobias Bucher
Letzte Änderung: 05.09.2024