Schließung Voith Hydro

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07.03.2024 Heidenheim, wo bleibt der Aufschrei?! Zur geplanten Schließung der Großturbinenhalle bei Voith Hydro

Liebe Heidenheimer, liebe Voithler,

vergangene Woche wurde bekannt, dass Voith Hydro seine Fertigung in Heidenheim und somit die Großturbinenhalle schließen möchte.

Eine Entscheidung dir für uns, als Belegschaft, nur schwer nachvollziehbar und vor allem schwer zu verkraften ist.

"Zu teuer, zu unproduktiv, zu schlechte Qualität im Vergleich zur
Schwesterfertigung in St. Pölten. Schlichtweg nicht mehr tragbar für den anspruchsvollen und herausfordernden Markt der Wasserkraft."
Betrachtet man als Außenstehender die Konsequenzen dieser Schließung, könnte man meinen: "Alles halb so wild". 70 Arbeitsplätze sind zwar betroffen
aber es werden ja letztendlich keine Kündigungen ausgesprochen.
Jeder bekommt weiterhin Arbeit, also kein Grund zur Aufregung oder Verunsicherung. Doch ist es wirklich so einfach?

Die Großturbinenhalle prägt seit nun mehr fast 100 Jahren nicht nur das Stadtbild, vielmehr prägt sie maßgeblich die Geschichte von Voith und somit die Geschichte Heidenheims. In der Großturbinenhalle steckt nicht nur irgendeine Fertigung, in ihr stecken 100 Jahre Knowhow, unbezahlbares Fachwissen, sich stets entwickelnde Fertigungsprozesse uns vor allem Leidenschaft und Hingabe für ein außergewöhnliches Produkt.

Verlässt mal wieder ein Schwertransport das Voith Gelände, kommt er nicht selten aus der Großturbinenhalle. Beladen mit einem Bauteil, was weit über 100 Tonnen wiegen kann aber auf den hundertstel Millimeter genau gefertigt ist. Eine zum Teil hochkomplizierte Arbeit, schwer vorhersehbar und vor allem schwer plan- und kalkulierbar.

All dies würde eventuell nicht sofort, aber gewiss mit der Zeit verloren gehen, und das Schlimmste daran, es würde wahrscheinlich nie mehr zurückkommen. Heidenheim würde einen bedeutenden Teil seiner industriellen Zeitgeschichte und Zukunft verlieren.

Liebe Heidenheimer, zweifelsohne können wir die Prozesse in unserer Fertigung verbessern. Die oben genannten wirtschaftlichen Defizite kommen nicht von irgendwo her, sind aber auch auf das komplizierte Geschäft der Turbinenüberholung zurückzuführen. Doch wir, die Belegschaft sind bereit für unsere Großturbinenhalle zu kämpfen. Wir wollen zeigen, was wir können und dass wir es noch besser können.

Dafür benötigt es vor allem Investitionen. Statt dieses unternehmerische, angesichts eines aufstrebenden Marktes aber überschaubare Risiko einzugehen, geht die Geschäftsführung von Voith Hydro den leichteren Weg. Unter dem Deckmantel einer Zusammenlegung werden zwei Standorte mit unterschiedlichen Voraussetzungen gegeneinander ausgespielt. In diesem internen Wettbewerb zieht die Heidenheimer Fertigung dabei den Kürzeren.

Vielmehr könnte man die Kompetenzen beider Standorte bündeln, sich austauschen, Synergien schaffen und somit zwei gesunde und standhafte Fertigungen auf die Beine stellen.

Wir sprechen also nicht von einer Zusammenlegung. Die Fertigung in Heidenheim würde schlichtweg wegfallen. Zur Not würde man als Unternehmen Einbußen in der Produktionskapazität in Kauf nehmen. Dies erscheint in Zeiten der aufstrebenden erneuerbaren Energien und somit auch eines zukunftsträchtigen Marktes in der Wasserkraft als geradezu absurd.

Man wolle sich in Heidenheim mehr auf den Service konzentrieren. Doch ohne Fertigung kein Service. Die Zukunft der gesamten Voith Hydro Sparte in Heidenheim sehen wir als gefährdet. Die Konsequenzen die zum Teil noch unvorhersehbar sind, geschweige denn die Reaktion der Kunden (siehe Leserbrief 29.2.).

Liebe Heidenheimer, liebe Voithler, wir die Belegschaft aus der Großturbinenhalle wollen für den Erhalt unserer Fertigung kämpfen.
Für jegliche Unterstützung, für jeden Aufschrei, sind wir Ihnen sehr dankbar.
Nicolas Domberg

Anhang:

Heidenheim, wo bleibt der Aufschrei

Heidenheim, wo bleibt der Aufschrei

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Letzte Änderung: 07.03.2024