Ende der SHW

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14.02.2019 Jeder hat gegeben was ging und oft noch mehr

Über 650 Jahre Höhen und Tiefen meisterte eines der ältesten Unternehmen Europas, die Schwäbischen Hüttenwerke (SHW) in Königsbronn. Die letzte Krise war aber nun voraussichtlich die letzte in der jahrhundertealten Firmengeschichte. Mit mangelnder Auftragslage, schlechter Qualität oder unmotivierten Beschäftigten hat die Schließung nichts zu tun, vielmehr haben größenwahnsinnige Unternehmer, gierige Investoren und planlose Insolvenzverwalter sie dahingerafft.

Die IG Metall Heidenheim ist über das Ende der SHW schockiert und wütend über das Versagen der Geschäftsführung. "Unternehmer, Investoren, Insolvenzverwalter, alles wissen sie immer besser, besser als die Mannschaft, besser als der Betriebsrat, besser als die Gewerkschaft. Man hört auf keinen erfahrenen Betriebsrat, nutzt nicht das Wissen und die Erfahrung der Mannschaft und die Warnhinweise der IG Metall ignorieren die Herren sowieso. Man ist schließlich "Chef" und man lasse sich nicht in unternehmerische Entscheidung reinreden. Und dann? Ein Scherbenhaufen, die Chefs sind weg. Die Investoren ziehen weiter, der Insolvenzverwalter bekommt seine Gebühren. Alle sind versorgt und müssen sich keine Sorgen machen. Zurück bleibt die Mannschaft", klagt Ralf Willeck, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Heidenheim. Was diese in den letzten sechs Jahren seit der ersten Insolvenz durchgemacht habe, könne kein Außenstehender nachvollziehen. Drei Insolvenzen, immer wieder verzichteten die Beschäftigten auf Entgelt und zeigten dabei volle Leistung, machten Überstunden, verschoben Urlaub oder arbeiteten kürzer ohne zu murren, geleitet von der Hoffnung, es würde bald wieder aufwärtsgehen. "Jeder einzelne Kollege, jede einzelne Kollegin der SHW verdient unsere Hochachtung. Ich habe noch nie eine Belegschaft erlebt, die trotz ständiger Tiefschläge so zusammengehalten und gekämpft hat", erklärt Willeck.

Der Verlust des Arbeitsplatzes bedeutet für den einzelnen Beschäftigten und die Familie Angst um die eigene Existenz, Angst vor der Zukunft. Aber auch die Heidenheimer Region leidet, verschwindet nun nach Sconvey in Giengen und der Heidenheimer Gießerei wieder einen Traditionsbetrieb. Mit weitsichtigerem unternehmerischem Handeln hätte jede dieser jüngsten Pleiten abgewendet werden können und gute Arbeitsplätze und viel Wissen wäre in der Region verblieben, meint Willeck.

Man habe alles versucht, um die Schließung aufzuhalten. Zusammen mit dem Betriebsrat habe die IG Metall unzählige Gespräche mit Kunden, potentiellen Investoren, dem Insolvenzverwalter, Banken und der Landespolitik geführt- leider vergeblich.

"Wenn es nun sein soll, dass die SHW nach 650 Jahren endgültig Geschichte sein wird, dann wird sich in Zukunft niemand an die Chefs erinnern, niemand wird den Namen der Investoren oder Insolvenzverwalter kennen, aber an die stolzen und beherzten Kolleginnen und Kollegen der Schwäbischen Hüttenwerke in Königsbronn werden wir uns immer erinnern", meint Willeck. Sie seien die wahren Helden und jeder Arbeitgeber könnte stolz auf so eine Mannschaft sein. "Hoffentlich denken die Personalchefs daran, wenn sie demnächst eine Bewerbung eines SHW-lers auf den Tisch bekommen", so Willeck.



Gestern beschloss der Gläubigerausschuss das endgültige Ende der SHW. Wir möchten unseren treuen Kolleginnen und Kollegen bestmöglich helfen und sie in guter Arbeit in regionalen Betrieben unterbringen. Wer Fachkräfte sucht oder von freien Stellen weiß, meldet sich gerne bei uns in der Geschäftsstelle. Danke.

Letzte Änderung: 14.02.2019